Digitaler Wandel in den Wissenschaften
Um die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Wissenschaften besser einschätzen und begleiten zu können, hat sich die DFG auf Anregung ihres Senats systematisch und grundlegend mit dem digitalen Wandel in den Wissenschaften befasst.
Im Oktober 2020 hat die DFG ein Impulspapier veröffentlicht, in dem sie aus Sicht der Wissenschaften darstellt, welche wesentlichen Auswirkungen der digitale Wandel auf die Forschung hat und welche Handlungsfelder sich daraus für das Förderhandeln der DFG und ihre Beratungsfunktion für Politik und Gesellschaft ergeben.erner Li
Positionen, Leitlinien und Empfehlungen der DFG
Das aktuelle Impulspapier der DFG beschreibt in prägnanter Form die Auswirkungen und Herausforderungen des digitalen Wandels in den Wissenschaften sowie Handlungsfelder für die DFG als zentrale Selbstverwaltungs- und Förderorganisation der Wissenschaft in Deutschland. „Das Papier führt eine große Breite an Impulsen zusammen und wird uns in den kommenden Jahren als Kompass dienen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen werden in die Entwicklung neuer Förderangebote ebenso einfließen wie bei der Gestaltung der besten Rahmenbedingungen für die Forschung durch die DFG“, sagt DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker und betont: „Die Chancen des digitalen Wandels sind für die Weiterentwicklung der Wissenschaften von zentraler Bedeutung, sodass sie sich in ihrem eigenen Interesse aktiv an der Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen einsetzen sollten.“
- Externer LinkImpulspapier „Digitaler Wandel in den Wissenschaften“
- Interner Link mit AnkerLeitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (Kodex)
- Link auf PDF-DateiNeujahresrede 2018 von Prof. Dr. Strohscheider
- Link auf PDF-DateiPositionspapier zur Förderung von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft
- Link auf PDF-DateiInformationsverarbeitung an Hochschulen 2016-2020
- Link auf PDF-DateiLeitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten der DFG
- Interner Link mit AnkerFachspezifische Empfehlungen zum Umgang mit Forschungsdaten
- Interner Link mit AnkerStellungnahme der DFG zur Gründung von cOAlition S
Hintergrund
Digitaler Wandel
Mit dem Begriff „digitaler Wandel“ werden aus Sicht der DFG alle relevanten Veränderungen und Auswirkungen in epistemischer, ethischer, rechtlicher, technischer, infrastruktureller, organisatorischer, finanzieller und auch sozialer Hinsicht zusammengefasst, die sich durch die Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien in den Wissenschaften ergeben.
Der digitale Wandel in den Wissenschaften führt aus Sicht der DFG trotz seiner vielfältigen Auswirkungen zu keiner prinzipiellen Änderung der Anforderungen an Wissenschaftlichkeit, sondern umfasst vor allem das Entstehen neuer – digitaler – Forschungspraktiken, die im jeweiligen Fachkontext auch epistemisch neu einzuordnen sind.
Der digitale Wandel ist kein wissenschaftsinternes Phänomen, vielmehr sind digitale Technologien und Prozesse in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft relevant. Die überall stattfindende Nutzung und Entwicklung digitaler Technologien verändern das Verhältnis zwischen öffentlich getragener Wissenschaft und anderen Akteuren – beispielsweise den weltweit agierenden Internetkonzernen. In dieser Lage ist es entscheidend, dass die Wissenschaften die Chancen des digitalen Wandels nutzen und sich aktiv an der Einschätzung und Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen nach ihren eigenen Prinzipien und in ihrem eigenen Interesse einsetzen.
Künftige Handlungsfelder der DFG
In einem wissenschaftsgeleiteten Diskussionsprozess hat die DFG in den letzten Jahren den Austausch zum digitalen Wandel in den Wissenschaften forciert und zusätzliche spezifische Förderangebote eröffnet (u. a. Interner LinkNext Generation Sequencing, Interner LinkNachhaltigkeit von Forschungssoftware, Interner LinkKünstliche Intelligenz). Auch künftig wird sich die DFG in den folgenden vier Handlungsfeldern um eine Mitgestaltung des digitalen Wandels in den Wissenschaften engagieren; Details können im Link auf PDF-DateiImpulspapier nachgelesen werden:
- Fachlicher und interdisziplinärer Diskurs
- Gremien und Kompetenzen der DFG
- Förderverfahren
- Förderangebote
Strukturierungsprojekt der Geschäftsstelle (2017 - 2020)
Der Senat der DFG hat im Juli 2020 das Impulspapier verabschiedet. Es resultiert aus einer mehrjährigen Befassung mit dem Thema unter Beteiligung zahlreicher Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler und einer Expertenkommission. Organisiert wurde dieser Prozess von einem Projekt der DFG-Geschäftsstelle, im Vordergrund stand dabei insbesondere der interdisziplinäre Austausch. In der Hauptphase des Projekts wurden in den drei Bereichen Fachliche Reflexion, Förderhandeln und Politikberatung folgende 13 Aktivitäten durchgeführt:
- Ausdifferenzierung der Fächer im Zeichen der Digitalisierung
Interdisziplinäre Diskussionsveranstaltung am 28./29.06.2018 in Bonn - Bedeutung und Struktur der Forschung an digitalen Methoden und Verfahren
Workshop am 06./07.11.2018 in Bonn - Nachvollziehbarkeit und Ergebnissicherung von Forschung
Interner LinkKonferenz am 08./09.04.2019 in Berlin - Umgang mit Forschungsdaten
Expertengespräch am 28./29.08.2018 in Bonn - Nachhaltige Finanzierung digitaler Werkzeuge und Informationsinfrastrukturen
Workshop am 14.09.2018 in Bonn - Ethische und rechtliche Rahmenbedingungen
Mitwirkung bei der Überarbeitung des GWP Kodex - Förderanträge zu digitalen Themen ohne klare Fach- oder Programmzuordnung
Geschäftsstellenumfrage und vertiefte Analyse von Beispielfällen - Kompetenzen für digitale Technologien und Methoden
Explorative Workshops im Rahmen der Emmy Noether- und Heisenberg-Treffen 2018 und 2019 in Potsdam bzw. Bonn sowie ein Rundgespräch am 21./22.03.2019 in Berlin - Politikberatung auf nationaler Ebene
Informeller Austausch innerhalb der Allianz der Wissenschaftsorganisationen am 10.04.2018 in Berlin - Politikberatung auf europäischer Ebene
Informelle Gesprächen mit europäischen Wissenschaftsorganisationen bzw. Dachverbänden - Planungsinstrument für die Politikberatung der DFG
Entwicklung eines internen Planungsinstruments für die Politikberatung der DFG - Zukunftsvision der Wissenschaften
Interner LinkYoung Researchers Workshop am 12./13.09.2019 in Siegburg und Interner LinkNext Generation Research Workshop mit Podiumsdiskussion am 01./02.10.2019 in Berlin - Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Erarbeitung eines Kommunikationskonzepts und eines Maßnahmenkatalogs
Die Projektergebnisse liegen in der Geschäftsstelle aufbereitet vor. Bei Bedarf können weitere Informationen bei den folgend genannten Ansprechpersonen erfragt werden:
- Dr. Matthias Katerbow (Leitung)
- Dr. Christoph Kümmel (Leitung)
- Dr. Julia Crispin
- Dr. Daphné Kerremans
Expertenkommission (2019)
Um den digitalen Wandel in den Wissenschaften in seiner ganzen Dynamik und in all seinen sowohl technischen, rechtlichen, finanziellen und organisatorischen als auch sozialen, ethischen und epistemischen Aspekten in den Blick zu nehmen, hatte das Präsidium DFG die Expertenkommission "Wissenschaft im digitalen Zeitalter" eingesetzt. Die Arbeit der Kommission erfolgte entlang vier zentraler Themenblöcke:
- Veränderungen von Methoden- und Wissenschaftsbegriffen durch den digitalen Wandel
- Prozesse von Wissenschaft und Forschung im digitalen Wandel
- Verhältnis von digitalen Methoden und wissenschaftlichen Prinzipien
- Digitale Güter der Wissenschaft (Daten, Publikationen, Software) und ihre Bedeutung für die Wissenschaft als Sozialsystem
Mitglieder der Kommission (in alphabetischer Reihenfolge):
- Prof. Dr.-Ing. Frank Allgöwer, Universität Stuttgart, ehem.
DFG-Vizepräsident - Markus Beckedahl, netzpolitik.org
- Prof. Dr. Folkmar Bornemann, TU München
- Prof. Dr. Thomas Dandekar, Universität Würzburg
- Priv.-Doz. Dr. Eckhard Elsen, CERN
- Prof. Dr. Fotis Jannidis, Universität Würzburg
- Dr.-Ing. Peter Leibinger, TRUMPF Laser GmbH + Co. KG
- Prof. Dr. Armin Michael Nassehi, LMU München
- Prof. Dr. Kerstin Schill, Universität Bremen
- Prof. Dr. Judith Simon, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Peter Strohschneider, ehem. DFG-Präsident
Fördermöglichkeiten der DFG
Die Fördermöglichkeiten der DFG zu Themen des digitalen Wandels in den Wissenschaften umfassen zwei verschiedene Ansätze: Einerseits die Forschungsförderung, deren zentrales Ziel die Förderung herausragender wissenschaftlicher Forschung ist. Und andererseits die Infrastrukturförderung, dazu zählen Informationsinfrastrukturen und Technologien sowie Geräte und Gerätetechnologien.
Siehe auch: Katerbow / Royeck / Raabe (2018): DFG-Förderung und der digitale Wandel in den Wissenschaften. Ein Wegweiser zu Fördermöglichkeiten und Leitlinien.
Forschungsförderung
- Sachbeihilfe: Im Rahmen der Sachbeihilfe (Merkblatt 50.01) gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Förderung von Projekten mit Bezug zum digitalen Wandel in den Wissenschaften. Die Sachbeihilfe ermöglicht allen Personen mit abgeschlossener wissenschaftlicher Ausbildung jederzeit und themenunabhängig die Durchführung eines thematisch und zeitlich begrenzten Forschungsvorhabens.
- Koordinierte Verfahren: Für die Bearbeitung interdisziplinärer Fragestellungen, wie sie gerade im Kontext des digitalen Wandels auftreten, sind häufig größere Konsortien notwendig. Dann sind Sonderforschungsbereiche (SFB) (Merkblatt 50.06) und Graduiertenkollegs (GRK) (Merkblatt 50.07), insbesondere bei vorwiegend lokalen Konsortien geeignete Förderprogramme.
- Schwerpunktprogramme: Besonderes Kennzeichen eines Schwerpunktprogramms ist die überregionale Kooperation der teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Schwerpunktprogramme (Merkblatt 50.05) können vom Senat der DFG eingerichtet werden, wenn die koordinierte Förderung für das betreffende Gebiet wissenschaftlichen Gewinn verspricht. Über die aus der Wissenschaft vorgeschlagenen Initiativen zur Einrichtung von Schwerpunktprogrammen verhandelt der Senat einmal im Jahr.
Infrastrukturförderung
- Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme:
Ziel dieses Förderbereichs ist der Aufbau eines abgestimmten Systems von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft; es werden ein für Nutzerinnen und Nutzer freier und umfassender Zugang zu wissenschaftlichen Informationen sowie die Vernetzung von wissenschaftlichen Informationen und Daten angestrebt. Zahlreiche Herausforderungen und Bedarfe, die durch den digitalen Wandel in den Wissenschaften entstehen, können mit Projektanträgen im Förderprogramm e-Research-Technologien (Merkblatt 12.19) adressiert werden. Mit Blick auf das Thema Forschungsdaten sind die Programme Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten (Merkblatt 12.14) und die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) relevant. - Wissenschaftliche Geräte und Informationstechnologie:
Erfolgreiche Wissenschaft benötigt Zugang zu aufwendigen und speziellen Gerätetechnologien. Die DFG fördert projektspezifische Geräte innerhalb der allgemeinen Forschungsförderung. Forschungsgroßgeräte mit infrastrukturellem Charakter, die eine Voraussetzung für mehrere Forschungsvorhaben darstellen, können bei der DFG im Programm Forschungsgroßgeräte nach Art.91b GG beantragt werden. Neben den etablierten Programmen der Geräte- und IT-Infrastrukturförderung wurden Ende 2017 drei neue Programme der gerätebezogenen Forschungsförderung ins Förderportfolio der DFG aufgenommen. So soll das Programm Neue Geräte für die Forschung Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen es ermöglichen, neuartige Geräte für den Einsatz in der Wissenschaft bis hin zum Prototypen selbst zu entwickeln.